Montag, 30. Oktober 2017

Cthulhu: Der Club der Witwen

Da ich jetzt schon eine Weile dabei bin, habe ich mich dazu entschlossen, ein paar ältere Sachen von mir quasi neu aufzulegen, damit auch diejenigen, die nicht von Anfang an dabei waren, in den Genuss kommen. Natürlich soll es keine 1:1 Kopie werden, nein, ich werde nochmal schauen, dass ich Rechtschreibfehler ausmerze, hässliche Sätze umformuliere und vielleicht noch das Fazit ergänze. In Anbetracht der demnächst stattfindenden AnRUFung (Cthulhu Convention), gibt es als Einstieg Der Club der Witwen.

Idealerweise sollte man Der Club der Witwen mit 4 Frauen spielen, um alles möglichst authentisch zu gestalten. Immerhin geht es ja um 4 Witwen und das Abenteuer wurde ebenfalls von einer Frau geschrieben. Da eine unserer Damen leider abgesagt hat, haben wir eben mit 3 Frauen und 1 Mann gespielt, der die Rolle aber sehr gut verkörpert hat.

Die Charaktere


Gräfin Raffaela: Eine etwas altbackene und hochnäsige Dame, die bereits mit dem Junggesellen, um den die Frauen buhlen, geschlafen hat und sich daher besonders erhofft, ihn für sich zu gewinnen.

Guida: Eine moderne, selbstbewusste Frau, die ihren früheren Ehemann ermordet hat. Insgeheim ist sie lesbisch und mit Georgia zusammen.

Georgia: Sie ist Guidas heimliche Freundin. Zum Glück wird ihr Geheimnis von dem hübschen Junggesellen bewahrt, der sogar geholfen hat, ihren Mann zu beseitigen.

Alda: Die Dame ist schwanger vom Casanova der Geschichte - und gerade sie wurde von unserem einzigen Herrn gespielt. Hat er aber gut gemacht.

Die Geschichte


Im Italien der 20er Jahre hat der charmante Matteo, Notar der verstorbenen Ehemänner der Witwen, die vier Damen nach und nach miteinander bekannt gemacht und führt nun alle vier regelmäßig zum Essen aus. Die Frauen sind sehr angetan von dem netten Mann und da er auch noch reich und somit eine gute Partie ist, wetteifern sie darum, wer ihn für sich gewinnen kann. Auch heute trifft man sich wieder, dieses Mal in einem angesagten Teehaus. Natürlich zicken sich die Damen fleißig an. "Naja, dieser moderne Kram war ja schon immer dein Metier", kommt es da verachtend von Gräfin Raffaela, die die in Hemd und Hose gekleidete Guida herabwürdigend beäugt - natürlich verborgen hinter dem aufgeschlagenen Fächer. Schnell dreht sich das Gespräch jedoch um andere Dinge wie Liebesromane, Sternkonstellationen, Aldas schwächliche Konstitution und Matteos neuste Anschaffung, ein kraftvolles Pferd. Nach einem angenehmen, gesprächigen Zusammensein verabredet man sich für den nächsten Termin.

Zwei Tage später, es ist übrigens November und schneit bereits sehr stark, ist es dann soweit. Die Damen sind längst im Restaurant angekommen, doch Matteo taucht auch nach einer Stunde des Wartens und Bangens nicht auf. Die anderen Gäste tuscheln bereits, wie der Gentleman es wagen kann, die vier Damen einfach so allein zu lassen und wie peinlich dies doch nun für sie sei. Vielleicht sei Matteo ja dieses Hühnerhaufens überdrüssig geworden und man solle die Ladies doch fortschicken, um ihnen diese Schmach zu ersparen. Die Gräfin muss fast weinen vor Schock und Scham, doch die anderen können sie beruhigen. Gerade überlegt man, was man tun soll, da stürmt Matteos Chauffeur herein und verkündet den Witwen voller Schmerz, Matteo sei bei einem Reitunfall ums Leben gekommen. Der Schock ist so groß, dass Georgia einen plötzlichen Hörverlust erleidet und die Gräfin in Ohnmacht fällt.

Gleich am nächsten Tag fahren die Witwen zu Matteos Gut, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und bei der Beerdigung am Folgetag dabei zu sein. Außer ihnen gibt es keine weiteren Gäste, nur der Chauffeur und die Haushälterin Rosa sind anwesend. Die Damen versammeln sich um den Sarg und betrauern den Verlust dieses wunderbaren Mannes. Als sie sich etwas später genauer umsehen, bemerken sie einige Gemälde, auf denen Matteo auffällig oft vor einem Spiegel steht. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und ein Mann, der genau wie der Verstorbene aussieht, tritt eleganten Schrittes in den Saal. Erfreut grüßt er: "Ah, meine Damen, Bella, schön, dass Sie alle gekommen sind!" Verwirrung macht sich breit und für einige Sekunden ist keine der Frauen in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Sie schauen einander an, dann wagt schließlich eine der Witwen, die drängende Frage zu stellen: "Äh, Verzeihung, aber wer sind sie?" "Na, Leonardo! Hat mein Bruder Ihnen denn nichts von mir erzählt?"

Nein, von dem Zwillingsbruder hat niemand etwas gewusst, aber das könnte die Gemälde erklären, quasi eine Hommage an das gleiche Aussehen. Verwirrung und Trauer vermischen sich, als Leonardo die Frauen zum Abendessen einlädt. Dabei erzählt er, er sei Arzt in Mailand. Die Damen sind fasziniert, der Mann wirkt wirklich wie ein Spiegelbild seines verstorbenen Bruders, ebenso charmant und er scheint alles über die Frauen zu wissen, was auch Matteo wusste. Bei einigen drängt sich daher die Spekulation auf, er sei gar kein Zwillingsbruder, sondern wirklich Matteo oder möglicherweise ein auf magische Weise lebendig gewordenes Spiegelbild, das sein Original ersetzt hat. Ausgesprochen wird davon aber nichts. Stattdessen macht Leonardo weiterhin merkwürdige Andeutungen. "Ich weiß, was sie gern mögen, Gräfin." Ein erschrockener Blick der Dame. "Haha, na beim Essen natürlich!", lacht der Mann. Und dann: "Alda, meine Teuerste, Sie müssen mehr essen. Sie werden es demnächst brauchen." Alle Blicke richten sich sofort auf die Angesprochene, die nervös herumzudrucksen beginnt. Glücklicherweise - oder gerade, um den Moment zu genießen - entschuldigt sich der Gastgeber, er müsse auf die Toilette.

Sofort wird Alda von den anderen Frauen bedrängt. Was das denn heißen solle. Schließlich gibt sie nach und rückt mit der Sprache heraus: Sie sei schwanger von Matteo. Oder von Leonardo? Jetzt, wo sie ihn kennengelernt hat, ist sie sich da gar nicht mehr so sicher. Natürlich beginnen die Weiber, sich anzugiften, was nun aus Alda wird und ob die Zwillinge nur ein Spiel mit ihnen getrieben haben. Guida versucht, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, doch die Unsicherheiten der anderen sind zu übermächtig. Besonders Raffaela, die sich als Favoritin wähnte, kocht vor Wut über die ungeahnte Konkurrenz. Kurz denkt sie darüber nach, eine Andeutung über ihre doch recht körperliche Beziehung zu Matteo zu machen, doch dann kommt ihr der Gedanke, dass er die anderen beiden Frauen ebenfalls hintergangen haben könnte. Sollten sich die drei bis aufs Blut bekriegen, könnte sie am Ende als Siegerin dastehen und Leonardos Herz - und Vermögen - gewinnen. Immerhin hat sie ihm bereits beim Essen schöne Augen gemacht.

Schließlich gehen die Frauen jedoch schlafen. Tief in der Nacht erwachen sie, geplagt von Alpträumen und geweckt von einem lauten Schrei. Guida träumte, wie sie ihren Mann ermordet und dann von den Zwillingen erpresst wird, Raffaela sah, wie sie und Matteo von Leonardo erhängt werden und Alda sieht im Traum, wie die beiden Männer ihr das Kind aus dem Leib schneiden. Völlig aufgewühlt gehen die Frauen nachsehen, wer geschrien hat. Dabei bemerken sie, dass sie eingeschneit sind. Der Schrei, so stellen sie rasch fest, stammt von der Haushälterin Rosa, die im Raum mit dem Sarg an die Decke starrt. Dort steht in Blut geschrieben: "Wer aus dem Alptraum erwachen will, muss ihn selbst erleben." Gruseliger Weise sind auch die Augen des Toten, der dort noch immer aufgebahrt liegt, weit aufgerissen und sein Gesicht ist zu einer Fratze verzerrt. Georgia, die Medizin studiert hat, stellt schließlich fest, dass Rosa ebenfalls tot ist. Unheimlich, dass sie dabei noch steht. Raffaela glaubt nun, dass die Alpträume wirklich geschehen sind und dass die Frauen in Wahrheit tot sind. Nur können ihre ruhelosen Seelen dies nicht akzeptieren und daher noch nicht ins Himmelreich auffahren.

Völlig entsetzt und noch unter Schock stehend beschließen die Damen, Hilfe zu suchen, doch Matteos Schlafzimmer, in dem sie Leonardo nun vermuten, ist leer. Stattdessen finden sie ein sich bewegendes Foto, einen Revolver und merkwürdige Notizen, die darauf hindeuten, dass die Zwillinge einer Legende nachjagen, in der einer das Angebot der Unsterblichkeit ausschlagen muss, um noch zwei Tage mit seinem toten Zwillingsbruder verbringen zu dürfen. Sehr seltsam. Auf einmal schlägt eine zuvor verschlossene Tür in ein Nebenzimmer auf und die Frauen treten hinein. Da beginnt, ein Klavier von selbst zu spielen. Nein, nicht von selbst. Einige Damen erkennen eine geisterhafte, verzerrte Gestalt, deren Gliedmaßen sich ineinander winden und sich gelenklos drehen. Diese hämmert auf die Tasten ein und scheint die Frauen hämisch anzulächeln, ehe sie verschwindet und das Klavier verstummt.

Die Gruppe fühlt sich schwächer und flieht kopflos in den Gang zurück, um sich etwas zu fangen. Nachdem sie sich jedoch weiter umsehen, entdecken sie Hinweise darauf, dass die Brüder ein furchtbares Ritual planen. Und für dieses benötigen sie Opfer für ein Wesen namens Geminorium. In einem Buch stoßen sie auf eine andere Version der Zwillingslegende, nach der der eine Bruder den anderen tötete, um vom Dämon Geminorium die Unsterblichkeit zu erhalten. Teufelswerk! Auch der Hinweis, dass der Bruder, der sich geopfert hat, den Körper des anderen schützt, fällt ihnen in die Hände. Das bedeutet, man muss die Leiche Matteos finden und die merkwürdigen Symbole, die auf seinen Körper gemalt wurden, abwischen. Zudem will man in den Keller, da solche Rituale in Schauergeschichten häufig an solchen Orten stattfinden.

Zurück im Saal mit dem Sarg müssen die Frauen allerdings mit Schrecken feststellen, dass die Leiche verschwunden ist. "Oh Gott, da wandelt ein Toter durchs Haus!" Panik macht sich breit. Man sucht vergebens den Keller, als man aus dem oberen Stockwerk Türen schlagen hört. Natürlich eilt die Gruppe sofort dorthin und vernimmt auch bald das Weinen des Chauffeurs. Gerade noch rechtzeitig, bevor er sich erhängen kann, erreicht man ihn. Schluchzend beichtet er, er habe von diesem grausigen Plan gewusst und könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dass den Ladies etwas zustoße.

Eilig setzen diese noch einmal alle Puzzelstückchen zusammen und erfahren dann, dass der Chauffeur die Leiche in einen geheimen Kellerraum gebracht hat. "Führen Sie uns hin, aber dalli! Ich habe die Pistole, ich kann damit umgehen!" Guida ist willensstark und fest entschlossen, dem ein Ende zu setzen. "Denk dran, du musst auf Matteo schießen. Leonardo wird unverwundbar sein", warnen die anderen noch einmal, dann geht es los. Zügig steigen sie hinab in den finsteren Keller, wo Leonardo sie bereits erwartet. Zu seinen Füßen liegt die Leichte Matteos', der sich für die Unsterblichkeit seines Zwillings geopfert hat. Als die Frauen eintreten, wirkt Leonardo, der kurz davor ist, Geminorium anzurufen, völlig entspannt und sicher. "Ah, meine Damen, ich habe Sie ja gar nicht erwartet. Sie können hier gar nichts ausrichten." Die Gräfin, wissend, was nun kommt, schlägt ihren Fächer vors Gesicht, um es nicht mitansehen zu müssen. Ohne weitere Kommentare zielt Guida auf den Kopf Matteos und drückt ab. Die Kugel dringt ein - und Leonardos Kopf explodiert. Sie zielt aufs Herz und drückt noch einmal ab. Es ist ihre letzte Kugel. "Aber... ich wollte euch die Unsterblichkeit schenken", röchelt der Sterbende. Leonardo sackt tot zusammen. Mit schreckgeweiteten Augen muss die Gräfin mitansehen, wie Geminorium, unsichtbar für die Augen der anderen, die beiden Brüder in sich aufzusaugen scheint und dann verschwindet. Der Anblick ist zu viel für sie, der Wahn überwältigt Raffaela.

Fazit

Ein sehr gutes Szenario mit einigen Überraschungen. Der einzige Mann hat die Schwangere und ihre Sorge um das ungeborene Kind hervorragend verkörpert. Der vom SL erhoffte Zickenterror ist dagegen leider ausgeblieben, da wir zu schnell beschlossen haben, dass wir zu gute Freundinnen sind, um uns von einem Mann an der Nase herumführen zu lassen. Vor allem, als dann klar wurde, dass er uns einem Dämon opfern will. Vom Manne betrogen schloss sich so der Club der Witwen zusammen, um den gemeinsamen Feind zur Strecke zu bringen.

Besonders hängen geblieben ist die Szene, als der SL den Raum verließ. Wir dachten, er geht nur auf Klo. Und dann kommt er hektisch wieder in den Raum gestürzt und stellt den ankommenden Leonardo dar. Wir haben uns herrlich erschreckt! Die Runde war ziemlich spaßig und spannend, leider auch viel zu schnell vorbei. In meinem alten Fazit meinte ich, es war "nicht zu gruselig", von meinem jetzigen Standpunkt aus kann es allerdings gerne etwas mehr Grusel sein. Man hätte auch die Situation noch weiter ausreizen können: Mit weiteren Andeutungen den Streit der Frauen vorantreiben und ihre Anwesenheit noch über 1-2 Tage ziehen, da sie eingeschneit sind. Ich denke, unter diesem Stress, gepaart mit seltsamen Alpträumen und merkwürdigen Erlebnissen, die man nicht klar als Wahrheit oder Sinnestäuschung einordnen kann, wäre es noch deutlich spaßiger geworden.

Das Szenario wurde übrigens inspiriert vom Film The Prestige oder Prestige - Der Meister der Magie. Ein übrigens sehr lohnenswerter Film, wenn man sich nicht von der Verwirrung zu Anfang abschrecken lässt.

Übrigens habe ich den ursprünglichen Bericht nicht gelöscht. Wer sich traut, kann ihn hier nachlesen. Als ich ihn überarbeitet habe, war ich übrigens entsetzt, wie ich damals noch geschrieben habe. Deshalb ist es teilweise auch ein wenig mehr Korrektur geworden als ich erwartet hätte.

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